Während der Wanderung die Agia-Irini-Schlucht hinauf,
diskutierten wir, wie wir zurück zum unteren Eingang kommen sollten, an dem
unser Auto stand. Fakt war, für mich waren die siebeneinhalb Kilometer nicht
zweimal zu schaffen.
F. war dafür, die Strecke doppelt zu laufen und mich dann
abzuholen. Das kam für mich gar nicht infrage. Ich hatte keine Lust, allein
irgendwo an einer Straße zu sitzen und mindestens zwei Stunden zu warten.
Also schlug F. vor, ein Taxi zu rufen. In Sougia am
Taxistand hatte er sich vorsorglich die Nummer notiert. Auch diese Idee fand
ich nicht so prickelnd, denn von Sougia bis zum oberen Schluchtende und wieder zurück – das konnte teuer werden. Ich
wollte trampen. Noch nie zuvor hatten wir in Griechenland ein Auto angehalten,
entsprechend verhalten fiel F.s Reaktion aus.
Am Schluchtausgang drei Stunden später waren wir uns immer
noch uneins. Da hörte ich ein Auto heranbrummen, stand geschwind auf der Straße
und hielt den Daumen raus. Das Fahrzeug hielt – und es war ein Taxi aus Sougia!
Wir stiegen ein. Der Fahrer, der sich als Giannis
vorstellte, fuhr los, ließ das Taxameter aber aus. Ich ahnte Schlimmes, war
doch in den Reiseführern zu lesen, dass die griechischen Taxifahrer gern die
Touristen mit überhöhten Preisen abzocken.
Giannis fing in einem Gemisch aus Griechisch und Englisch
ein Gespräch an und fragte, ob wir das erste Mal auf Kreta seien.
Nein, zum sechsten Mal. Aber zum ersten Mal in Sougia.
Giannis hob eine Augenbraue. Wo wir denn sonst so gewesen
sind, wollte er wissen.
Während wir die kurvige Straße entlang fuhren, zählte ich
die kleinen Orte auf, in denen wir gern Urlaub machen: Mochlos im Norden,
Myrtos im Süden und Lentas, vor allem Lentas.
Giannis‘ Augenbraue ging noch ein Stück höher.
Woher ich denn so gut Griechisch sprechen könne, fragte er
weiter und bog um die nächste Kurve. Die Strecke nach Sougia hinunter war
wirklich weit.
In Deutschland gelernt. Auf der Volkshochschule.
Ja, warum denn das?
Nun, weil wir jedes Jahr nach Kreta kommen und abseits des
Touristenrummels etwas Griechisch hilfreich ist.
Ich hielt es kaum für möglich, doch Giannis Augenbraue
rutschte noch weiter die Stirn hinauf.
Wir plauderten munter weiter und erreichten nach
halbstündiger Fahrt den Abzweig Richtung Schluchteingang. Giannis hielt direkt
neben unserem Auto. Vorsichtig fragte ich ihn auf Griechisch, wieviel die Fahrt
denn koste.
Five euro, just for fun! antwortete er und lachte.
Wir zahlten und immer noch lachend fuhr Giannis davon.
Hallo, liebe Heike
AntwortenLöschenich lese so oft bei dir - besonders wenn mich der Kretahunger zwickt. Wann gibt es was neues???
LG Karola Loose
Vielen Dank, liebe Karola, für Deine Begeisterung. Ich bin beruflich in den letzten Monaten nicht zum Schreiben gekommen. Ein neuer Text ist aber schon in Arbeit. LG Heike
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